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Basel II - Rating verbessernde Maßnahmen
Auch wenn die Bestimmungen von Basel II voraussichtlich erst ab 2007 vollständig anzuwenden sind, hat die Thematik aufgrund der erwarteten Auswirkungen bereits im Vorfeld für großes mediales Aufsehen gesorgt. Da die heimischen Unternehmen (insbesondere die KMUs) traditionell sehr stark über Bankkredite finanziert sind, sollten sie sich rechtzeitig mit den Folgen von Basel II beschäftigen.
Basel II verpflichtet die Banken verbindlich für Kredite an Unternehmen mit schlechteren Ratings, einen höheren Eigenmittelanteil zu hinterlegen als für Unternehmen mit guten Ratings. Es liegt daher auf der Hand, dass dies sich auch in den Kreditkonditionen niederschlägt und es für zahlreiche KMUs zu einer Verteuerung der Finanzierungskosten kommen kann. Da es in Österreich nur für sehr wenige (große) Unternehmen externe Ratings von spezialisierten Ratingagenturen gibt, werden Banken künftig verstärkt und systematisch eigene Ratingverfahren entwickeln müssen.
:: Ratingprozess
Unter einem Rating versteht man in diesem Zusammenhang, die Einschätzung der zukünftigen Fähigkeit, Zahlungen von Zins und Tilgung vollständig zu erfüllen. Im Zuge des Ratingprozesses werden die Banken voraussichtlich primär auf quantitative Größen ("hard facts") zurückgreifen, die sich aus den Jahresabschlüssen der Unternehmer ableiten lassen. Einige heimische Banken haben bereits jene Kennzahlen veröffentlicht (allerdings noch ohne Gewichtung), die sie im Ratingverfahren anwenden wollen. Als wichtige Kennzahlen im Ratingverfahren kristallisieren sich dabei
- die Eigenkapitalquote,
- die Schuldentilgungsdauer
- und die Eigen- bzw. Gesamtkapitalrentabilität heraus
(vgl. zur Berechnung der einzelnen Kennzahlen Management-Info 2/2004)
Neben den "hard facts" werden zur Abrundung der Ratingergebnisse auch qualitative Größen (sogenannte "soft facts") herangezogen werden, die zwar schwieriger messbar sind und unterschiedlich interpretiert werden können, jedoch einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die zukünftigen Erfolgsaussichten des Unternehmens haben können. Beispiele für "soft facts" sind u.a. die Qualität der Unternehmensführung und des Managements, Annahmen über das wirtschaftliche Umfeld, Innovationsfähigkeit, Image und Bekanntheitsgrad sowie die Bank-Kunde-Beziehung im Allgemeinen.
:: Ratingverbessernde Maßnahmen
Als Unternehmer sollten Sie sich daher bereits jetzt intensiv mit dem Ratingprozess beschäftigen, da sich unmittelbare Auswirkungen auf die Finanzierungskosten Ihres Unternehmens ergeben können. In diesem Zusammenhang sollten Sie auch über rating-verbessernde Maßnahmen nachdenken:
- Überdenken der Bilanzierungsstrategien (bisher erfolgte die Bilanzierung oft nach steuerlichen Gesichtspunkten, d.h. Ausweis eines möglichst niedrigen Gewinns um Steuern zu sparen - künftig sollte der Jahresabschluss als "kaufmännische Visitenkarte" dienen)
- Zeitnähere Erstellung und Veröffentlichung von Jahresabschlüssen
- Bereitstellung von Zusatzinformationen, Planungsrechnungen, Controllingberichten etc.
- Ausarbeitung von Businessplänen
- Stärkung der Eigenkapitalquote (eventuell auch durch Hereinnahme neuer Partner)
- Verbesserung der Kommunikation mit kreditgebenden Banken
- Implementierung eines effizienten und systematischen betrieblichen Risikomanagements (z.B. durch Controllinginstrumente wie Balanced Scorecard)
- schlüssige Darstellung der geplanten Investitionspolitik
- Ratingvorbereitung (Präsentation der geplanten zukünftigen Geschäftspolitik)
- Bereitstellung von Sicherheiten (Immobilien, Wertpapiere, Patronats- und Bürgschaftserklärungen)
Bei all diesen Punkten empfiehlt es sich auf das Know-How Ihres Steuerberaters zurückzugreifen, der Sie als Fachmann bei der Vorbereitung auf das Ratingverfahren optimal unterstützen kann.
Bild: © stokkete - Fotolia
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